Der Auftaktveranstaltung zum Citizen Science-Projekt „Nürnberg forscht“ im April folgte eine intensive Phase der Akquise, um Laienforschende für die erste Forschungseinheit zu gewinnen. Dabei nutzte das Projektteam aus dem Bildungsbüro seine bestehenden Kontakte in Nürnbergs migrantischen Netzwerken. So kam in Zusammenarbeit mit MOiN e.V., einem herkunfts- und kulturübergreifenden Verbund von Migrantenvereinen, in relativ kurzer Zeit eine erste Gruppe Forschungswilliger zusammen: 13 Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zeigten Interesse, sich über einen Zeitraum von sechs Monaten bürgerwissenschaftlich an Fragestellungen zur Stadt Nürnberg zu beteiligen.
Der erste Workshop am 20. Juli diente zum gegenseitigen Vorstellen und Kennenlernen, informierte über das Projekt und klärte die Rahmenbedingungen für die aktive Forschungsphase. Die Herkunftsländer der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeichnen ein vielfältiges Bild und reichen von der Türkei über Kamerun, Äthiopien, dem Iran und Irak bis Taiwan. Obwohl dies keine Voraussetzung für eine Projektteilnahme ist, haben einige von den fünf Männern und acht Frauen einen akademischen Abschluss in Deutschland oder ihrem Herkunftsland, andere weisen bereits wissenschaftliche Vorkenntnisse auf. Die Deutschkenntnisse sind fortgeschritten. Die lebhafte Diskussion um potenzielle Forschungsfelder am Ende der Veranstaltung ließ klar erkennen, wie interessiert und engagiert die Mitforschenden bei der Sache sind.
Im Anschlussworkshop zwei Tage später ging es zunächst darum, den Mitforschenden ein Verständnis für die Themen „Wissenschaft“ und „Forschung“ näherzubringen und die Arbeitsweisen sozialwissenschaftlichen Vorgehens an einer kleinen praktischen Forschungsaufgabe selbst zu erleben. In zwei Gruppen eingeteilt sollte der Frage nachgegangen werden, wie international das kulinarische Angebot in Nürnbergs Innenstadt ist. Nach einem knapp einstündigen Streifzug durch die Fußgängerzone präsentierten die Gruppen die Ergebnisse und zeigten dabei unterschiedliche Herangehensweisen.
In dem Projekt sehen die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, nicht nur ihr Wissen einzubringen, sondern auch etwas bewegen zu können. Abgesehen davon ist für viele die Aussicht, aktiv an Forschungsarbeit partizipieren zu können, ausschlaggebend oder schlichtweg Interesse an neuen Dingen. „Ich bin sowieso neugierig, da war das heute umso intensiver für mich und außerdem ist das eine spannende Aufgabe“, so eine Teilnehmerin nach der Gruppenarbeit.
Dem schloss sich die Erarbeitung möglicher Fragestellungen für die aktive Forschung an. In Kleingruppen eruierten die Mitforschenden die für sie relevanten Themenschwerpunkte und die damit verbundenen Fragen. Dabei zeigte sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine sehr ähnliche Wahrnehmung von Problemfeldern: Neben Themen wie bürokratische Hürden bei der Integration und der Arbeitssuche, der Spracherwerb und die Wohnsituation beschäftigte die Mitforschenden in diesem Zusammenhang vor allem die Diskriminierung von Zugewanderten in sämtlichen Lebensbereichen. Über all den aufgeführten Aspekten stand der Wunsch nach mehr gegenseitigem Respekt, Offenheit, Toleranz und Empathie.
Eine vertiefende Diskussion und Reflexion dieser ersten inhaltlichen Ergebnisse war Schwerpunkt der nächsten Treffen nach der Sommerpause. Das Ziel: gemeinsam eine Forschungsfrage definieren, in der sich die Beteiligten wiederfinden und an die Motivation der ersten Arbeitstreffen anknüpfen können.