Ein Portrait über Siamak Arabkhani, einer der ersten Citizen Scientists bei "Nürnberg forscht".
Als er in Deutschland ankam, war es zunächst schwer für ihn. Die ersten acht Monate musste er um ein Asylverfahren kämpfen. Bis er eine Wohnung fand, lebte er vier Jahre in wechselnden Einrichtungen für Asylbewerber*innen, die meiste Zeit davon in Nürnberg. Seinen Wunschberuf Architekt kann er aufgrund der fehlenden Anerkennung seines Studiums und bürokratischer Hürden nicht ausüben. „Es ist wirklich schwierig in Deutschland Fuß zu fassen. Vieles dauert so unglaublich lange und ist sehr kompliziert“ erzählt er. „Schon alleine die Übersetzung sämtlicher akademischer Dokumente, dann die Anerkennung zu bekommen und dann noch einen Job und eine Wohnung zu finden.“ Siamak hatte zunächst sogar in einem Architekturbüro gearbeitet, dort aber keine guten Erfahrungen gemacht. „Ich bekam einen befristeten Vertrag. Als mein Projekt schon vor Ablauf der Frist zu Ende war, wurde mir mit der Begründung gekündigt, dass ich die Sprache zu schlecht sprechen würde.“ Schließlich fand er eine unbefristete Stelle als Bauzeichner bei einer Mobilfunkfirma – für seine Niederlassungserlaubnis eine wichtige Voraussetzung.
Um mit Rückschlägen und Niederlagen zurecht zu kommen, half sich Siamak mit Beschäftigungen im Ehrenamt. Er trat dem iranischen Kulturverein Khayam bei, wo er mittlerweile Vorstand ist, moderierte und produzierte eine persische-deutsche Sendung auf Radio Z und engagiert sich bis heute bei MOIN e.V. „Ich habe dort viel gelernt und viel Hilfe bekommen, und jetzt helfe ich anderen, da ich ja auch Türkisch und Kurdisch kann. Daraus sind viele gute Beziehungen entstanden, ein sehr wertvolles Netzwerk, eine unheimliche Bereicherung für mich.“
Siamaks Muttersprache ist Aserbaidschanisch, seine „Vatersprache“ Kurdisch. Daneben spricht er persisch, die offizielle Sprache im Iran. „Türkisch habe ich über das Satellitenfernsehen gelernt, als ich ein Kind war. Und Englisch habe ich in der Schule und Universität gelernt und Arabisch auch in der Schule“ erläutert er. Deutsch ist seine siebte Sprache, die er lerne und nicht mit anderen Sprachen zu vergleichen. „Sie ist sehr präzise, mit ihren vielen Regeln, den Artikeln und Präpositionen und es gibt sehr viele fachspezifische Abkürzungen - für viele Fachbereiche, Ämter oder Gerichte ist das natürlich gut, aber für Menschen, die die Sprache erst lernen müssen…“ grübelt Siamak. Er weiß Deutschlands Vorteile trotz seiner eigenen Startschwierigkeiten und der ausufernden Bürokratie gerade für Migrantin*innen dennoch zu schätzen: die Meinungs- und Religionsfreiheit, die Achtung der Menschenrechte, die Vielfalt der Kulturen, auch wenn ihn diese Anfangs etwas überfordert habe, gibt er zu. Auch die Wirtschaft oder das Sozial- und Gesundheitssystem seien um so vieles besser als in seiner Heimat oder in vielen anderen Ländern, merkt er an.
Seine eher schlechten Erfahrungen mit der deutschen Bürokratie haben ihn letztendlich auch dazu motiviert, sich dem Projekt anzuschließen und als Mitforschender beim Forschungsthema „Verhalten bei Rassismus“ mitzuarbeiten.
„Viele Menschen kommen nach Deutschland, weil es in ihrer Heimat keine Menschenrechte gibt. Sie kommen nach Deutschland und hoffen auf Achtung ihrer Menschrechte. Und viele werden enttäuscht, denn sie sehen rassistische Dinge oder erleben selbst welche. Aber ihr Hunger, dieses starke Bedürfnis nach der Achtung der Menschrechte, bleibt bestehen.“
Das habe Siamak bei sich, aber auch bei den anderen Mitforschenden deutlich wahrgenommen. Und auch die Lust darauf, etwas zum Positiven zu verändern. Durch den intensiven Erfahrungsaustausch in der Gruppe habe er viel lernen und Im weiteren Verlauf auch viel über die deutsche Forschungsarbeit erfahren können, so sein Fazit. „Ich finde, es ist ein guter Schritt auf dem doch sehr langen Weg, die Bedingungen für die Einwanderung zu verbessern.“
Mehr über die Citizen-Science-Forschung, inklusive Bericht zum Thema Rassismus ist im Blog zu finden.