15.11.23 - Gute Ideen entstehen nicht nur unter der Dusche, sondern vor allem im Austausch mit anderen. So kamen die Mitforschenden von "Nürnberg forscht" in (Klein-)Gruppen schon zu entscheidenden Ergebnissen: vom allgemein zu untersuchenden Schwerpunktthema zur konkreten Forschungsfrage. Im World Café ebneten sie nun den Weg für die nächsten Schritte im Forschungsprozess.
„Welche Verhaltensstrategien entwickeln Menschen, die in Nürnberg von Rassismus betroffen sind?“ Auf diese Forschungsfrage hatten sich die Mitforschenden im Projekt „Nürnberg forscht“ geeinigt. Mit Blick auf die nächsten Etappen ging es darum, Schlüsselbegriffe zu klären und Ideen für die Operationalisierung, also die „Messbarmachung“ der Frage zu sammeln und zu diskutieren. Als passende Arbeitsmethode wählte das Projektteam das sogenannte World Café.
Hinter der Idee des World Cafés steckt der „Ansatz, Menschen in authentische Gespräche über bedeutsame Fragen zu bringen und das kollektive Wissen von Gruppen unterschiedlichster Größe zugänglich zu machen.“ worldcafe-europe.net Dazu verteilen sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Tischen, die mit beschreibbaren Papiertischdecken und Stiften ausgestattet sind. Dort teilen sie untereinander Ideen zu einer bestimmten Fragestellung und diskutieren diese.
Das "Nürnberg forscht"-Team beschäftigte sich konkret mit folgenden Fragen:
Der Vorteil dieser Diskussionsmethode: Sie regt die Kreativität und den Austausch untereinander an. Die Teilnehmenden eines World Cafés setzen sich intensiv mit einer Fragestellung auseinander. So entstehen neue Ideen und unterschiedliche Sichtweisen zu einem Thema können zusammengeführt werden.
Entsprechend engagiert war die Gesprächsatmosphäre in den einzelnen Cafés. Beispielsweise kamen sehr schnell Ideen auf den Tisch, wer befragt werden könnte, da die Mitforschenden in ihren Communities oder über Vereine sehr gut vernetzt sind und viele Zugänge haben.
Charakteristisch für die Gruppe ist dabei die Offenheit, mit der sie auch über eigene oder beobachtete Rassismuserfahrungen spricht und dabei eigenen Verhaltensstrategien reflektiert. Diese hängen ganz entscheidend davon ab, ob man die betreffende Situation allein oder zu zweit erlebt. Sie reichen von passivem/defensivem bis aktivem/offensivem Verhalten, von Ignorieren über Sich-Hilfe-Holen bis zu Widerspruch und Verteidigung. Auch thematisierten sie den Unterschied zwischen bewusstem und unbewusstem Verhalten sowie die Trennung von Gefühlen und Verhalten. Neben Wut, Aggression wurden vor allem auch Hilflosigkeit genannt.
Wie schon in den Treffen zuvor stellte sich auch im Laufe der Café-Sitzungen heraus, dass den Mitforschenden eine genaue Differenzierung des Begriffs „Rassismus“ wichtig ist. Vor allem im Hinblick auf die Unterscheidung von Diskriminierung und Rassismus gibt es innerhalb der Gruppe unterschiedliche Vorstellungen. Dementsprechend setzte das Projektteam den Schwerpunkt bei den Folgetreffen auf die Erarbeitung einer gemeinsamen Begriffsdefinition als Basis für die weitere Forschungsarbeit.
Um die Forschungsfrage zu beantworten, schlugen die Beteiligten vor allem Befragungen vor. Der Wunsch nach „draußen zu gehen und Daten zu erheben“ wurde sehr deutlich und gibt dem Projektteam bereits einen deutlichen Hinweis auf eine qualitatives Erhebungsmethode. Der „Besuch“ der Mitforschenden im World Café erwies sich demnach als sehr produktiv und schaffte eine gute Grundlage für die weitere Forschungsarbeit.